„Wer friert uns diesen Moment ein? Besser kann es nicht kommen“, singt Andreas Bourani. Er beschreibt hier ein Gefühl. Das Gefühl, wenn etwas so geil ist, dass es einfach so bleiben soll. Der perfekte Moment soll einfrieren.
Ich hatte das letzten Sommer auch. Und zwar bei meinem ersten Festival nach der Pandemie. Auf der Bühne stand die Band „As I Lay Dying“ und ich war im Moshpit davor. Für alle, die mit dem Begriff „Moshpit“ jetzt nichts anfangen können: das ist, wenn viele Menschen zu lauter Gitarrenmusik gegeneinander springen. Ist Geschmackssache, aber für mich war das einfach perfekt. Über zwei Jahre hatte ich darauf gewartet, so etwas wieder erleben zu können. Und ja, diesen Moment hätte ich gerne eingefroren. Obwohl. Das lebt ja von Bewegung. Springen und so. Ihr merkt das Problem.
Aber das geht vielen Menschen bei Konzerten so. Moshpit hin oder her. Der Auftritt ist so schön, das könnte doch so bleiben. Ich glaube, deswegen filmen so viele Menschen Konzerte auch auf ihren Handys mit. Es ist der Versuch, einen besonderen Moment festzuhalten. Auch wenn das Video am Ende verwackelt ist und der Ton eine schreckliche Qualität hat.
Das Problem bleibt. Es wird versucht etwas festzuhalten, das nicht festhaltbar ist. Das funktioniert nicht. Denn die eine Sache ist das Erlebnis. Sobald wir dieses aber festhalten wollen, verändern wir es automatisch. Dabei ist es auch egal, ob wir nun Mit-Filmen, einen Tagebucheintrag verfassen oder Ölgemälde malen.
Was aber funktioniert ist die Erinnerung an den schönen Moment festzuhalten. Und über das Erlebte zu reden. Gemeinsam in Erinnerung schwelgen. Schweigen geht nicht.
Das hat auch Petrus in der Bibel erlebt. Petrus erlebt, wie Jesus sich verwandelt. Zu einer gleißenden Lichtgestalt wird und mit Eila und Mose spricht. Zum Nachlesen findet ihr die ganze Geschichte bei Markus 9,2-9. Und Petrus will diesen besonderen Moment festhalten. Seine Form des Festhaltens ist: Hütten bauen. Denn Videos kannte er noch nicht.
Jesus fordert aber das Gegenteil ein. Die Jünger sollen schweigen und niemanden davon erzählen. Dieser Auftrag von Jesus wird aber knallhart ignoriert. Denn wenn Petrus und die anderen beiden Jünger wirklich geschwiegen hätten, gäbe es diese Bibel-Geschichte nicht.
Und ich bin mir sicher, das war Jesus auch klar. Denn Schweigen geht nicht. Genauso wenig, wie den Moment festhalten. Egal ob als Hütte, Video oder eingefroren als Dauerschleife. Weil das Besonders gerade darin besteht, dass es nicht dauerhaft bleibt. Oder anders gesagt: wenn das Besondere zum Alltag wird ist es nicht mehr besonders.
Aber das Allerwichtigste ist: Wir hätten dann keine Chance mehr, weitere und neue geile Momente zu erleben. So wie Petrus sie mit Jesus hatte. Und auch heute schenkt uns die heilige Geistkraft immer wieder wundervolle Momente. Momente, die so schön sind, dass wir sie gerne einfrieden würden.
Aber stattdessen bleibt uns die Erinnerung und müssen wir darüber reden. Oder so wie ich eine Andacht darüber schreiben. Amen.
Pastor Max Bode