Ein altes Lied beginnt so: „Herzlich tut mich erfreuen die liebe Sommerzeit, wenn Gott wird schön erneuen alles zur Ewigkeit.“ (EG 148,1) Das ewige Leben muss nicht nur Thema im November, kann es auch in der wohl schönsten Jahreszeit im Sommer sein. Dabei geht es nicht nur darum, wie das ewige Leben nach dem Tod aussieht (das besagte Lied wagt hier aufgrund biblischer Aussagen weitgehende Vorhersagen), sondern auch, wie die Gewissheit des ewigen Lebens das Lebensgefühl hier verändert, wir können auch sagen: stabilisiert. Dazu möchte ich von zwei Erfahrungen aus meinem Leben berichten.
Unser Leben hier ist zerbrechlich und in vielen Sorgen, die wir uns machen, schwingt immer die Angst vor dem Tod, vor einem plötzlichen und vorzeitigen Sterben mit. Ich achte schon lange auf meine Gesundheit und neigte ein bisschen dazu, in kleineren Schmerzen und Beschwerden gleich eine größere Krankheit zu sehen, vor der ich mich fürchtete. Als ich vor 7 Jahren dann tatsächlich schwer an Krebs erkrankte, war es anders als gedacht.
Ich gewöhnte mich an das Leben in Krankheit, meine Frau stand mir hilfreich zur Seite, mein Glaube half mir, die Krankheit aus Gottes Hand anzunehmen. Der Tod rückte näher und verlor seinen Schrecken. Ich war in Gottes Hand und hatte keine Angst. Mich berührte neu die Botschaft: Jesus ist gekommen, um uns vor dem Tod zu retten und die Tür zum Paradies für uns aufzutun. Das Wort „unzerstörbar durch Jesus“ prägte sich in dieser Zeit bei mir ein. Mit der Zeit ging es mir wieder besser, aber Einschränkungen waren noch da.
Damals wurde ein Lied von Udo Jürgens mein Hoffnungslied: „Ich war noch niemals in New York“. Meine Schwester machte damals eine kleine Weltreise, und ich konnte nur meinen Spaziergang am Deich machen. Aber ich dachte: na und? Ich bin bei Gott geborgen. Mit Jesus bin ich in einem Frieden, der über dieses Leben hinausgeht. Was will ich mehr? Auf die äußeren Umstände des Lebens kommt es gar nicht so an.
In Deutschland haben die einzelnen Menschen eine große Freiheit, ihr Leben selbst zu gestalten und den Weg zu gehen, den sie selbst wollen. Auf diese Weise sind sie aber auch selber für ihr Lebensglück verantwortlich und stehen unter dem Druck, nun auch ein erfülltes, glückliches Leben zu führen. Der Glaube an das ewige Leben hilft, hier Druck herauszunehmen und gelassener auf sein Leben zu schauen.
Vor ungefähr 20 Jahren war ich in meinem Leben in einem schwierigen Umbruch.
In dieser Situation räumte ich meine Kellerräume auf und gab Dinge weg oder warf Dinge weg, die nicht mehr zu meinem Leben passten. Dabei dachte ich über mein Leben nach und fragte mich, was aus meinen Lebensträumen geworden war. Dabei stellte ich zu meiner eigenen Überraschung fest: meine Träume hatten sich zwar nicht ganz, aber doch teilweise erfüllt. So träumte ich früher als Student davon, ein Hochschullehrer für Theologie zu werden. Jetzt war ich so etwas wie ein Gemeinde-Lehrer für Glaubensfragen geworden. Als junger Mensch wollte ich einmal vier Kinder haben – ich war immerhin Vater von zwei tollen Töchtern.
Und außerdem, so wurde mir bei dieser Lebensbilanz klar: ich bin nicht allein. Gott steht mir auch jetzt bei. Er wird mir weiterhelfen. Mein Leben ist nicht perfekt, aber muss es auch nicht sein. Perfekt, einfach nur wunderbar, paradiesisch wird erst das Leben sein, das Gott mir nach diesem Leben schenkt. Und dann kamen nach diesem schwierigen Umbruch wieder sehr schöne Zeiten und mein Glaube vertiefte sich.
Götz Weber, Pastor der Kreuzkirche in Mitte