„Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“
Dieses Wort aus dem biblischen Buch der Psalmen (Psalm 91,11) ist ein besonders beliebter Taufspruch unserer Zeit. Das kann ich gut verstehen: Hier spricht jemand von der Hoffnung, dass Gott mitgeht auf dem Lebensweg und dieses Kind schützen wird. Und es bringt uns Gott näher, weil wir uns Engel besser vorstellen können als den unsichtbaren Gott selbst. Einen Schutzengel zu haben, das ist eine beruhigende Vorstellung, und so finden wir Engelfiguren als Schlüsselanhänger, zum Aufhängen im Auto oder Engelbilder in Kalendern, die Menschen durch das Jahr begleiten. Sie verkörpern die Engel als Boten einer überirdischen Welt, die wir nicht sehen können. Sie stehen aber auch für Menschen, die uns wie Engel erscheinen, wenn sie uns nahe sind und guttun.
In diesem Monat, am 29. September, liegt ein altes christliches Fest, an dem Gott für seine Engel gedankt wird. Es ist der sog. Michaelistag, den auch die evangelische Kirche seit einigen Jahren wiederentdeckt hat.
Doch der Engel Michael, der an diesem Tag besonders gefeiert wurde, ist kein freundlicher, gütiger Engel, wie die meisten modernen Engelbilder in unserem Alltag sie zeigen. Dieser Engel steht für den Kampf gegen das Böse in der Welt, das in der Bibel oft als Drachen beschrieben wird. Moderne Filme und Bücher, wie zum Beispiel die Harry Potter-Romane, sprechen in anderen Bildern vom Kampf des Guten gegen das Böse, aber sie verbindet mit der biblischen Tradition vom Engel Michael, dass nach langem Kampf das Gute über das Böse siegt. Einen „Kampf“, den ich mir für unsere Zeit nur ohne jede Waffengewalt vorstellen will.
Die biblischen Erzählungen von Engeln, aber auch Engelfiguren oder Engelbilder wollen helfen uns vorzustellen, wie Gott handelt: Gott behütet und schützt uns, er ist stärker als alles Unheil in der Welt, er spricht zu uns. Engel sind Boten Gottes; sie sind für uns Christen keine eigenmächtigen Geister oder gute sowie böse Mächte. Sie können uns begegnen als innere Bilder, in Figuren wie Weihnachtsengeln, auf Bildern oder in anderen Menschen. Wichtig ist nicht, wie wir sie uns vorstellen; das hat sich im Laufe der Zeit immer wieder geändert und ist manchmal auch Geschmackssache. Wichtig ist, dass wir sie als Boten Gottes ansehen, die die unterschiedlichen Weisen seines Handelns zeigen und uns nahebringen. Mitten im Alltag, und an besonderen Festen wie der Taufe eines Kindes, am Michaelistag Ende September oder bald wieder in der Weihnachtszeit.
Freuen wir uns also an Engeln und an der Botschaft Gottes, die sie uns bringen!
Friederike Anz, Pastorin der Marien- und Christuskirchengemeinde