Noch vor Beginn der Adventszeit, in der Woche vor Totensonntag, besuchte ich einen hochbetagten Herrn. Er ist, wenn auch nicht bettlägerich, körperlich schon ziemlich schwach. Geistig jedoch ist der Senior noch hellwach. Im Gespräch sagte er, jetzt werde es ja bald wieder heller. Und dann sei der Frühling auch nicht mehr weit. Darauf freue er sich schon, wenn es draußen wieder anfängt zu grünen und zu knospen.
Nun ist es keineswegs so, dass er desorientiert ist. Vielmehr ist er seiner Zeit voraus. Seine Voraussicht, Hoffnung, Freude (oder wie man es nennen will) richtet sich einfach auf die nähere Zukunft. Noch vor dem Heiligen Abend wird Wintersonnenwende sein. Die Tage werden dann wieder länger. Mag auch der eigentliche Winter noch bevorstehen: Das zunehmende Licht (und seine Lebenserfahrung) lassen den alten Herrn den kommenden Frühling schon sehen und fast fühlen.
Ganz ohne Weihnachten? Er ist zwar keineswegs ein Weihnachtsverächter. Aber die Jahreszeiten wechselten auch schon vor der Geburt des Christuskindes.
Dennoch:
„Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes
wird uns besuchen das aufgehende Licht aus der Höhe,
damit es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes,
und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.“
(Lukas 1,78-79 - Monatsspruch für den Dezember 2017)
Matthias H. Schäfer, Pastor der Wulsdorfer KG, Martin-Luther- und Dionysiuskirche