Herr, wie sind deine Werke so groß und viel: du hast sie alle weise geordnet und die Erde ist voll deiner Güter. (Psalm 104,24)
Es stimmt: Jeder Teil dieser Erde – ein kleines Wunder Gottes, im Kleinen wie im Großen. Allein ein Spinnennetz mit dem Tautropfen des Morgens zeigt die ganze Herrlichkeit, mit der Gott diese Welt geschaffen hat. Wie ein Spinnennetz ist unsere ganze Welt ein vernetztes System, das zum Staunen einlädt. Alle Teile des Systems sind voneinander abhängig. Alles, was man für sich allein betrachten kann, gehört zusammen und trägt in sich eine faszinierende Ordnung: Verdunstung und Regen, Sonnenschein und Bildung von Blattgrün, verfaulende Blätter und aufgehende Samen. Es ist wirklich zum Staunen, wie viel Weisheit in allem steckt.
Es drängt sich allerdings die Frage auf, ob Gott uns Menschen nicht zu wenig von seiner schöpferischen Weisheit abgegeben hat. Sicherlich leisten wir viel mit unseren jeweiligen Fähigkeiten und Begabungen und entwickeln eigene technische Netzsysteme. Die Faszination der digitalen Systeme zieht uns in den Bann, so dass wir in der Gefahr stehen, die reale Wirklichkeit aus den Augen zu verlieren und uns in virtuelle Welten zu flüchten. Gleichzeitig sind wir dabei, das sorgsam aufgebaute Netzsystem der Schöpfung unseren Interessen zu opfern. Wir reden von „der Natur“ wie von einem Gegenstand, der uns zur Verfügung steht und mit dem wir machen können, was wir wollen. Wir machen Geschäfte mit der Natur und machen das Wasser, das wir trinken und den Boden, auf dem wir stehen, zur Handelsware. Das Wasser der Meere vergiften wir mit Öl und mit Plastik. Die Erde, die uns mit allem versorgt, was wir zum Leben brauchen, ist in Gefahr. Wir erschrecken und sind erschüttert, wenn die lauten Weherufe der Schöpfung uns wachrütteln.
Gott hat diese Welt als guten Lebensraum für alle Menschen geschaffen. Vielleicht ist uns seine Schöpfung zu selbstverständlich geworden und wir haben das Staunen verlernt. Als Christinnen und Christen haben wir die Aufgabe, den Bebauungs- und Bewahrungsauftrag Gottes wahrzunehmen, wieder auf die Weisheiten der Schöpfung Gottes hinzuweisen und das Grün der Hoffnung zu säen. Dafür gibt Gottes Verheißung uns Kraft und Mut, wenn es am Ende der großen Sintflut heißt: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht“ (1. Mose 8,22). Der Regenbogen als wundervolles Zeichen der Liebe Gottes erinnert uns daran, dass wir mitverantwortlich sind, wenn es darum geht, diese Zukunftsperspektive lebendig zu halten.
Pastor Johann de Buhr,
Dionysiusgemeinde Bremerhaven-Lehe