Am Sonntag telefonierte der Priester von Split mit dem Priester von Sibenik. „Mensch, sind die gut!“, sagte er sinngemäß, „die musst du unbedingt in deiner Messe singen lassen!“ So sangen wir in der Kathedrale des heiligen Jakobus in Sibenik nicht nur unser Konzert, sondern vorweg auch die Messe. Es war schön, dass wir mit unserer Kantorin Eva Schad solchen Zuspruch bekamen.
Vorangegangen war die Messe im Mausoleum des grimmigen Christenverfolgers Diokletian, das, lange nach dem Tod des römischen Kaisers, zur Kathedrale umfunktioniert worden war. Das spätrömische Gebäude in Split war erfüllt von barocker Glaubenspracht. Unter der Aufsicht zahlloser steinerner Engel, Heiliger und Schildträger sangen wir das Hauptwerk unserer Konzerte, die Missa „Dies Sanctificatus“ von Giovanni Pierluigi da Palestrina. Wir standen ungewohnt in engem Raum, eher im Haufen als im Halbkreis, Tenor und Alt nebeneinander, aber das Üben in den Monaten zuvor zeigte seine Wirkung: Die Gottesdienstbesucher klatschten beeindruckt, nachdem der Priester uns erwähnt hatte.
Acht Auftritte hatten wir auf unserer Reise vom 29. September bis zum 6. Oktober 2018. Unser Programm reichte von der Renaissance über die Romantik, etwa mit dem „Abendlied“ von Josef Gabriel Rheinberger, bis hin zur Gegenwart, etwa mit dem Spiritual „Steal Away“.
Die Kirchengebäude spiegelten die Umbrüche von Gotik zu Renaissance und Frühbarock im bunten Neben- und Ineinander der Stile. In der Kathedrale von Trogir konnten wir anhand der Entstehungsdaten der Seiten-Altäre die Kunstgeschichte vom frühen 15. Jahrhundert bis um 1800 verfolgen. Zu den weiteren Stationen gehörten Kirchen in Imotski auf und auf der Insel Hvar. Im Küstenörtchen Makarska speisten wir zum Dank für unser Konzert zum Stadtjubiläum sogar als Gäste der Stadt.
Einen Teil der Konzerte bestritt unsere Chorleiterin mit Orgelwerken. Es war ein besonderer Wunsch der Partner in Kroatien gewesen, dass eher bekannte Stücke gespielt werden sollen. Und das war auch gut so, denn gerade die d-Moll-Toccata erwies sich auf den manchmal widerspenstigen und bescheiden gestimmten Instrumenten als unzerstörbar und wurde jedes Mal vom Publikum beklatscht. Obwohl wir die Stücke kannten, war es auch für uns spannend zu hören, wie das Ringen zwischen unserer Kantorin und so mancher Orgel ausgehen würde. Dabei kamen auch unkonventionelle Methoden zum Einsatz: In Makarska etwa musste Eva Schads getreue Registrantin Friederike Julius eine hängende Taste nach jeglichem Antippen wieder nach oben drücken, damit kein störender Dauerton entstand.
Das Publikum, Einheimische wie Touristen, machte uns mit seinem Zuspruch Freude beim Singen. Geradezu liebevoll war der Empfang in der Konkathedrale Sankt Peter in Split. Sie war die jüngste Kirche unserer Reise, erbaut 1980, mitten im Sozialismus. Statt barocker Ziefreude dominierten hier klare, strenge Linien und schlichte Eleganz. Bei Bier, Limonade und Salzgebäck kamen wir mit Mitgliedern der Deutsch-Kroatischen Gesellschaft ins Gespräch.
Einige Male bildeten wir auch auf einem öffentlichen Platz einen Flashmob und sangen das „Halleluja“ aus Händels „Messias“, oder das „Laudate“ von Knut Nystedt. Auch dabei wurden wir beklatscht, gefilmt und fotografiert.
Die Schönheit der Natur in Kroatien lernten wir im Nationalpark Krka kennen. Über eine Kette von sieben Wasserfällen rauscht dort der Fluss Krka durch ein urig bewaldetes Tal hinab. Ein vielfach gekrümmter Weg führte uns über Treppen und Brücken durch eine Flora und Fauna von verschwenderischer Fülle. Hier sind auch einige historische Gebäude erhalten, die uns einen Einblick in das Leben der Menschen aus früherer Zeit gaben, darunter eine Schmiede, an der ein Freizeit-Handwerker die alte Arbeit demonstrierte. Weitere Ausflüge und Stationen führten uns zur Burg Klis, zu den Ruinen der antiken Stadt Salona, in das Hafenstädtchen Omis und zu zwei zauberhaften Bergseen, in denen einige Wagemutige auch badeten.
Bei ihren traditionellen Essen erwiesen sich die Kroaten als raffinierte Fleischzubereiter. Auf einem dalmatinischen Bauernhof aßen wir Kalb, das nach stundenlangem Garen im Topf gereicht wurde. Nach einiger Grabungs-Arbeit, mit Messer und Gabel durch Haut, Fett und Knochen, kam das zarteste und leckerste Fleisch zum Vorschein, das man sich vorstellen kann.
Großartig organisiert wurde die Reise von Hans Rummel und Agnieszka Janczewska. Sie fanden nicht nur wunderschöne Reiseziele und Gesangs-Etappen, sondern tüftelten auch günstige Preise für Flugzeuge, Busse und Unterkünfte aus. Obendrein walzte sich ihnen ein Geröll aus Schwierigkeiten entgegen. So wurden am Ende der Reise einem Chormitglied Ausweise und Geld gestohlen, und die Fluggesellschaft wollte das Mitglied nicht über die Grenze fliegen. Auch hier erwies sich Hans Rummel als unermüdlicher Problemlöser, der mit der hilfsbereiten kroatischen Polizei, der unhilfsbereiten deutschen Botschaft und der widerborstigen Fluggesellschaft die Einreise unseres Mitsängers nach Deutschland herbeiverhandelte.
Eibe Meiners
Weitere Bilder und Videos der Kroatienreise sind zu sehen unter https://www.kreiskantorat-bremerhaven.de/gruppen/stadtkantorei/chorreisen/kroatien