Am 12. Januar wurde der Veranstaltungsreigen zum Reformationsjubiläum feierlich eröffnet. Wie spannend die Zusammenarbeit mit der historischen Gesellschaft und Frau Dr. Julia Kahleyß ist, zeigte sich bereits klar an diesem ersten Abend. Den Hauptvortrag hielt Prof. Dr. Arnd Reitemeier, Historiker der Universität Göttingen. Sein Thema lautete »Dat word goides sall men predicken rein und klaer«.
Es war sehr spannend, die Einführung der Reformation in Norddeutschland aus der Sicht eines Historikers zu hören. Auch wenn man aus theologischer Sicht über das Verständnis der Priesterschaft aller Gläubigen hätte streiten können, hat er in einer hervorragend vorgetragenen Darstellung zeigen können, wie die vielen einzelnen Reformationen bei uns im Norden immer wieder machtpolitische und finanzielle Aspekte hatten und oft genug die religiöse Frage gar keine Rolle mehr spielte. Zum Beginn sprach Stadtrat Michael Frost ein Grußwort, in dem er die Bedeutung der Reformation für Kirche und Gesellschaft hervorhob und seine Freude zum Ausdruck brachte, dass eine so große Zahl und Vielfältigkeit an Aktivitäten und Veranstaltungen in diesem Jahr angeboten würde, die in diesem Jahr von den verschiedensten Seiten die Reformation beleuchten und erinnern. Er betonte im Namen der Stadt, dass dieses Jubiläum ein gemeinsames Anliegen und auch eine gemeinsame Aufgabe für uns heutige sei, in dem wir fragen, wozu die Impulse von damals heute anstoßen und befähigen können. Diesen Faden nahm Superintendentin Wendorf-von Blumröder in ihrem „Wort zur Gegenwart“ auf. Dabei nahm sie Bezug auf die erste These Martin Luthers:
„Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht "Tut Buße" usw. (Matth. 4,17), hat er gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll.“
Es war ihr und dem Vorbereitungsteam sehr wichtig, dass das Reformationsjubiläum nicht bei der Betrachtung der Geschichte bleibt, sondern immer auch ein solches Wort zur Gegenwart haben wird. In monatlichen Abständen wird diese Reihe das ganze Jahr über fortgesetzt.
Die Eröffnung in der sehr gut besuchten Pauluskirche hat allen viel Freude gemacht. Der Abend klang aus bei Wein und Brot. Dabei kam der wiedergefundene 30 Jahre alte Wein aus dem Kirchenkreisamt zum Einsatz. Alter Abendmahlswein, der irgendwie in Vergessenheit geraten war und nun vor dem Umbau des alten Amtes beim Leerräumen gefunden wurde. Er war recht süß und schwer geworden, aber das tat der fröhlichen Stimmung nun gerade keinen Abbruch.
Es ist sehr schön, dass wir hier miteinander deutlich machen, dass dieses Jubiläumsjahr nicht die Trennung feiert. Gemeinsam mit Politik und allen anderen Kirchen erinnern wir an die Kraft der Reformation, die es damals schaffte Kirche und Gesellschaft zu erneuern.
S. Ritter