Das geht doch gar nicht! Dürfen die das überhaupt? Die stehen da dicht gedrängt, keiner trägt eine Maske, im Gegenteil, eher leicht bekleidet, weil sie ihre Übergewänder abgenommen haben, die einen haben sie auf den Boden gelegt, die anderen winken damit. Was für eine Begeisterung! Die ganze Menschenmenge jubelt und tanzt, das ganze Volk klatscht in die Hände und schwenkt Palmenzweige und Tücher! Alle finden es großartig!
Doch Halt! Da sehe ich ein paar, die nicht jubeln. Die ärgern sich. So was gehört sich nicht. Da gehen sie zu dem Verursacher dieses Trubels und befehlen ihm, dem ganzen Treiben ein Ende zu machen.
Jesus antwortete: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.
Monatsspruch März 2021 aus Lukas 19,40
Was für ein komisches Wort, das geht doch gar nicht. Ich liebe diese Steine. Durch das Löwentor soll Jesus ihn die Stadt eingezogen sein. Am Palmsonntag, wenige Tage vor Ostern, als die Menge ihn jubelnd empfing.
Drei Jahre hat er im Land gepredigt, geheilt, zum Reich Gottes eingeladen, mit den Menschen geweint und gefeiert. Nun begrüßen ihn die Einwohner Jerusalems und die vielen Besucher des nahen Passahfestes als König. Ja, noch mehr: als den versprochenen Erlöser! Das ist den frommen Pharisäern zu viel. Sie halten Jesus für einen anmaßenden Gotteslästerer. Darum fordern sie ihn auf, dem Treiben ein Ende zu setzen und die Menschen zum Schweigen zu bringen. Und Jesus antwortet: "Wenn diese schweigen, so werden die Steine schreien."
Die Pharisäer hatten die Macht. Aber sie können machen, was sie wollen, Soldaten aufmarschieren lassen und versuchen, die Demonstranten aufzuhalten, sie können selbst den Verursacher dieses Hypes ins Gefängnis stecken oder sogar umbringen, doch Gott lässt sich nicht aufhalten. Wenn sie die Menschen am Jubeln hindern, werden es die Steine übernehmen.
Vor vielen Jahren bin ich einmal an einem Palmsonntag mit hunderten von Menschen von Bethanien nach Jerusalem gelaufen mit Palmzweigen in den Händen und durch das Löwentor gegangen. Was haben diese Steine alles gesehen: Jubel für den Erlöser, Verrat, Hinrichtung, Tod und Auferstehung.
Mitten hinein in diese Leidenszeit wird uns dieser Monatsspruch geschickt. Als Verheißung. So wie damals.
Das geht doch gar nicht, haben damals schon viele gesagt. Geht doch. Letztes Jahr haben bei uns in den Gemeinden viele Menschen angefangen Ostersteine zu bemalen. Steine, die sie mit Lebens und Ostersymbolen versehen haben. Und dann legten sie diese Steine irgendwo hin. Vor der Sparkasse sah ich welche. Und dann auch vor meiner Tür. Wunderschön ist dieser Stein. Mitten unter anderen Steinen schrie dieser eine vom Leben, von Ostern, von der Freude nach dem Leid.
Geht doch!
Pastor Sebastian Ritter