In jeder Kirche steht es, oft vorne in der Mitte. Es ist das Zeichen der Christen geworden: Das Kreuz. Wo Kreuz drauf ist, hat es irgendwas mit Kirche zu tun.
In der protestantischen Theologie gibt es eine "Theologie des Kreuzes". Für Martin Luther war es entscheidend: Am Kreuz vorbei kann man nicht Christ sein. Ohne das Leiden, den Schmerz geht es nicht. "Durch Leben, mehr noch: durch Sterben und Verdammtwerden wird man Theologe, nicht durch Verstehen, Lesen oder Spekulieren", so schreibt Luther in seiner Vorlesung über die Psalmen. Die Welt ist nicht gut. Es gibt Ungerechtigkeit, es gibt ein Corona-Virus, es gibt Streit in den Familien und Krieg in vielen Ländern. Leiden, Kreuz, gibt es überall. Der Mensch ist nicht allmächtig, und kann nicht mal eben alles zum Guten wenden. Das kann nicht einmal die Bundeskanzlerin.
Zurzeit erleben wir schmerzlich, wie sehr wir Menschen begrenzt sind. Ein kleiner Virus bringt unser Leben und unsere Selbstsicherheit gründlich durcheinander. Das schmerzt, macht wütend, macht manche stumm und lässt sie schweigsam werden. Das ist unser Kreuz, in diesen Tagen. Man könnte das Saufen anfangen, Zyniker werden, oder religiös. Luther hat sich für das Beten und Glauben entschieden. Und ist damit glücklich geworden.
Pastor Lars C. Langhorst, Marien- und Christuskirchengemeinde