Anker werfen – ein seemännisches Manöver, das vielen Marinesoldaten von ihren Einsätzen her vertraut ist: Den richtigen Platz in einer geschützten Bucht finden; über gutem Haltegrund auf den Befehl „Fallen Anker“ warten, die Bremse lösen – und mit lautem Kettenrasseln geht der Anker zu Wasser. Ein Zwischenstop steht jetzt an. Landgang für die Besatzung. Endlich wieder fester Boden unter den Füßen, und sei es nur für wenige Tage.
Anker werfen – auch an der Marineoperationsschule hier bei uns in Bremerhaven gilt das bei den meisten Soldaten und Soldatinnen nur für begrenzte Zeit. Sie kommen als Teilnehmer an Lehrgängen, leisten als Rekruten ihre Grundausbildung ab oder trainieren in der Wasser-Rettungshalle das Überleben auf See. Ihre Sorgen, Freuden, Hoffnungen bringen sie mit. Oft genug auch ihre Sehnsucht nach einem festen Ankerplatz.
An der Marineoperationsschule habe ich viele Jahre als Seelsorgerin gearbeitet. Ein geschmiedetes Ankerkreuz in der Standortkapelle, geschaffen von einem Soldaten, ist mir dabei besonders ans Herz gewachsen. Ein Blick in die Chronik belegt, daß unter diesem Kreuz schon immer ökumenisch Gottesdienst gefeiert wurde. Wenn ich beim sogenannten Erstkontakt mit den frischgebackenen Rekruten die Arbeit der Militärseelsorge vorstellte, dann wies ich auch immer auf das Ankerkreuz hin: auf den Anker als Zeichen für den festen Halt, den jeder Mensch in seinem Leben sucht und braucht. Und ich wies auf Christus hin – auf die Einladung des christlichen Glaubens an alle Menschen, bei ihm Ruhe, Geborgenheit, Vergebung zu finden. Den festen Grund, „der meinen Anker ewig hält“, wie es in einem alten Kirchenlied heißt. Und wie wir uns gerade erst zum Reformationsfest vergewissert haben. „Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Christus.“ (1. Kor. 3,11)
Pastorin Kerstin Jaensch