Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand.
(Evangelisches Gesangbuch Nr. 508)
Nun hat er sich verabschiedet. Dieser Jahrhundertsommer mit seiner endlosen Reihe schöner, fast zu schöner Tage. Es war ein heißer, viel zu trockener Sommer. Bis weit in den September hinein reichten die warmen Sommertage. Wir können die extremen Veränderungen unseres Klimas spüren. So heiß war es lange nicht mehr. In der Landwirtschaft wird mit massiven Ernteausfällen gerechnet. Die Felder sind vertrocknet. Aber die Weinernte und die Apfelernte sollen hervorragend werden!
Das Sortiment des Supermarktes ist gleich geblieben. Vielleicht ist das eine oder andere aus der Obst- und Gemüseabteilung etwas teurer geworden. Lebkuchen und Weihnachtsmänner aus Schokolade gibt es auch schon. Eigentlich brauchen wir uns doch keine Sorgen zu machen. Versorgungsmängel, bedrohliche Wasserknappheit, Hitzetote- das gibt es doch bei den anderen.
Zum Erntedankfest sind die Altäre in unseren Kirchen festlich geschmückt. Wir danken für das tägliche Brot, für die Erträge auf den Feldern, für die Früchte aus dem Garten. Und dass da etwas blüht, wächst und gedeiht, das ist ein Geschenk. Ein Geschenk, das nicht einfach das Ergebnis meiner Arbeit und meines Engagements ist. Wir erleben ja immer wieder aufs Neue, wie zerbrechlich das alles ist. Manchmal gehen wir mit unserem Leben buchstäblich auf dünnem Eis.
Auch hier bei uns in Bremerhaven leben viele Menschen, die kommen nicht ohne Unterstützung und Hilfe aus. In anderen Ländern hungern sich Menschen zu Tode, andere leben im Überfluss.
Wozu denn Erntedank?
Erntedank ist Gabe und Aufgabe. Wir danken für das, was wir haben, was wir können, was wir mitbekommen haben. Damit verbindet sich eine Verantwortung. Wir machen uns bewusst, dass wir uns für die Schöpfung und für die Gerechtigkeit einsetzen müssen. Vielleicht verzichten wir mehr auf Plastik, werfen nicht so viel weg, leben bewusster. Ich finde es unerträglich, dass viele Lebensmittel und verwertbare Dinge einfach im Müll landen. So wird aus dem Dank ein neuer Blick. Ein Blick für das, was wesentlich ist. Das kann ein schönes gemeinsames Essen mit Familie oder Freunden sein. Ein Spielenachmittag mit den Enkelkindern. Ein Sonnenuntergang am Deich.
Pn. Heike Breuer