Es ist 2009 und im Rahmen meiner Arbeit für die Seemannsmission Bremerhaven möchte ich Seeleute auf Schiffen in einer Werft besuchen. Als ich mich dem Eingang nähere, ruft mir ein gelbes Schild mit schwarzer Schrift entgegen: „Achtung Lebensgefahr!“ Das klang für mich damals sehr dramatisch. Aber natürlich stimmt die Warnung, denn auf einer Werft können leicht Unfälle passieren.
„Achtung Lebensgefahr!“ Das war für mich damals ein kleines Abenteuer, an diesem Schild vorbeizugehen. Ausgestattet mit Warnweste, Sicherheitsschuhen und Schutzweste hinein in einen Bereich, in den ich sonst nicht gekommen wäre. Ich wusste, dass das Risiko eines Unfalls nicht besonders groß war, und trotzdem war ein leichtes Kribbeln immer mit dabei.
Und wie ist es mit Ihnen? Was machen Sie, wenn Sie vor einem gefährlichen Ort stehen, z.B. einer Kirche? „Eine Kirche? Gefährlich? In einer Kirche stirbt man doch nicht, höchstens vor Langeweile.“ Aber täuschen Sie sich da bloß nicht. Denn vor jeder Kirche müsste eigentlich ein gelbes Schild mit schwarzer Schrift stehen: „Achtung Lebensgefahr! Wer hier reingeht, der riskiert sein Leben.“
Natürlich sterben Sie nicht, wenn Sie auf Entdeckungsreise im Land des Glaubens gehen. Aber Sie riskieren, dass in Ihrem Leben nichts so bleibt wie es ist. Das Aufregende an diesem Land ist, dass es keine Warnweste, keine Sicherheitsschuhe und keinen Schutzhelm gibt. Denn nur Kopf und Herz reichen aus, um Gott mit allen Sinnen zu suchen und zu finden. Wer aufbricht, der braucht Mut. Glauben ist nicht einfach ein Für-Wahr-Halten, kein Dogma. Glaube ist die Neugier, ob es nicht noch mehr geben könnte als das, was ich jetzt sehe, denke und fühle. Glaube bedeutet, an diesen „Achtung-Lebensgefahr-Schildern“ vorbeizugehen hinein in ein neues Land.
Pastor Christian Schefe, Marien- und Christuskirchengemeinde