…einmal jeden Kontinent betreten haben.
… glücklich sein
… zum Indian Summer nach Vancouver.“
Das steht auf großen Tafeln. Und weiter heißt es:
„Bevor ich sterbe,
… möchte ich Sana heiraten.
… möchte ich etwas bewegen
… möchte ich den Jakobsweg gehen.“
Das wurde von Studierenden auf die Tafeln geschrieben, die vor ihrer Mensa standen. Und von anderen, die in der Stadt an solchen Tafeln vorbeigelaufen sind.
So wie David. Er nimmt die Kreide, um etwas dazuzuschreiben – und legt sie wieder aus der Hand: „Ich wollte eigentlich etwas schreiben. Aber da habe ich gemerkt: Ich weiß gar nicht, was! Darüber muss ich noch einmal nachdenken.“
Genau dazu möchte das Projekt anregen. Die Idee stammt ursprünglich aus New Orleans , von der Künstlerin Candy Chang. Durch den Tod eines nahestehenden Menschen sind neue Fragen in ihr aufgebrochen. Und deshalb schrieb sie auf die Wand eines alten leer stehenden Hauses achtzig Mal diesen halben Satz: Before I die, I want to... Hinter jedem Halbsatz ließ sie eine Lücke. Dann schraubte sie eine Kiste mit bunten Kreidestücken an die Wand und wartete. Am nächsten Tag waren alle Lücken gefüllt. Passanten hatten in die Kreidekiste gegriffen und an die Wand geschrieben, was sie mit ihrem Leben anfangen wollen, bevor es zu Ende geht. Seitdem gab es „Before I die“-Tafeln schon in über 60 Ländern der Welt, – mit großer Resonanz. Immer spiegeln sie die Buntheit der Lebenswünsche wider.
„Bevor ich sterbe …
… möchte ich meiner Mutter verzeihen.
… möchte ich schuldenfrei sein.
… möchte ich sagen können, dass ich aus meinem Leben etwas gemacht habe.
… möchte ich meinen inneren Frieden finden.
"Bevor ich sterbe..." - In diesen Tagen werden diese Wände auch in unserer Stadt stehen: Vom 3. - 6. November auf der Havenplaza zwischen Klimahaus und Mediteraneo (10.00 - 18.00 Uhr) und vom 9. - 13. November im Hauptbahnhof Bremerhaven (15.00-18.00 Uhr)
„Bevor ich sterbe, möchte ich …" – dieser Satzanfang ist eine Einladung, die viele Passanten annehmen. Sie sehen die Tafeln und stutzen. Bleiben einen Augenblick stehen, halten inne im Alltagsgetriebe. Manche gehen dann nachdenklich weiter. Andere schreiben etwas hin. Und ein paar kommen auch darüber ins Gespräch miteinander. Und mitten im manchmal so grauen Monat November, mitten in Traurigkeit, Lebensverunsicherung und Zweifel bekommen wir plötzlich das Leben mit all seinen Möglichkeiten, seiner ganzen Vielfalt zu spüren.
„Bevor ich sterbe, möchte ich …“ Wüssten Sie spontan, was alles Sie da hinschreiben würden? Lassen Sie doch Ihrer Sehnsucht einmal freien Lauf!
Pastorin Beate Kopf