Auch wenn derzeit alles anders ist: „Ostern findet statt.“ Das betont ein Wort des Bischofsrates der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers zum höchsten Fest der christlichen Kirche. Gemeinsam mit Landesbischof Ralf Meister und den leitenden Geistlichen der anderen Sprengel bringt der Stader Regionalbischof Hans Christian Brandy die Bedeutung von Ostern auf den Punkt: „Die Nachricht von der Vergänglichkeit des Todes und von der Unvergänglichkeit der Liebe bleibt in der Welt.“ Mit seinem Brief wolle der Bischofsrat in bedrückender Zeit der Osterbotschaft den Weg bereiten und insbesondere Menschen ansprechen, die mit Ängsten auf das Osterfest sehen.
Manche Menschen fragten im Zeichen abgesagter Gottesdienste und angeordneter Schutzmaßnahmen, wie man unter diesen Umständen Ostern feiern könne. Doch der Stader Regionalbischof ist überzeugt: „Gesegnete Ostern können wir erleben, weil wir der Botschaft vertrauen: Das Leben ist stärker als der Tod.“ Und auch dadurch, „dass wir im Sinne Jesu Nächstenliebe ganz praktisch leben und in Solidarität zusammen durch diese Krise gehen. Es ist großartig, was da zurzeit geschieht.“
Dass infolge der Gefahr durch das Corona-Virus in diesem Jahr keine gemeinsamen Gottesdienste und Begegnungen möglich sind, schmerzt Brandy. „Doch ich bin sicher, dass wir durch Einhaltung der geltenden Regeln dem Leben dienen.“
In der Karwoche diesmal keine Gottesdienste vorzubereiten, sei für ihn persönlich eine „absolut neue Erfahrung“, gesteht der Theologe. Andererseits werde er womöglich mehr Ostergottesdienste im Fernsehen und im Internet erleben als je zuvor. „Ich bin neugierig und beeindruckt, wie sich die gute Botschaft neue Wege sucht.“
Besonders freue er sich auf die musikalische Osterbotschaft, die zum Abschluss des ZDF-Fernsehgottesdienstes am Sonntag aus Fenstern, von Balkonen und aus Gärten erklingen soll: Alle, die dem Aufruf des Posaunenwerkes folgen, singen und spielen um 10.15 Uhr das Lied „Christ ist erstanden“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 99).
Regionalbischof Hans Christian Brandy leitet den Sprengel Stade mit seinen neun Kirchenkreisen zwischen Elbe und Weser. In diesem Bereich leben rund 450.000 evangelische Kirchenmitglieder
„Friede sei mit euch“
Ein Wort des Bischofsrates der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers
zum Osterfest 2020
Ostern findet statt. Auch wenn derzeit alles anders ist. Dass Ostern stattfindet, hat Gott selbst entschieden, als er seinen Sohn von den Toten auferweckt hat. Die Nachricht von der Vergänglichkeit des Todes und von der Unvergänglichkeit der Liebe bleibt in der Welt. Und sie verändert die Welt zum Guten. Sie gibt Menschen Trost, Kraft und Hoffnung zum Leben. „Der Herr ist auferstanden!“ wird im Osternachtgottesdienst gerufen. „Er ist wahrhaftig auferstanden!“ antwortet die Gemeinde.
In diesem Jahr ist den christlichen Gemeinden die Möglichkeit genommen, Ostergottesdienste in den Kirchen zu feiern. Das schmerzt uns sehr. Wir werden den ersten Zeuginnen und Zeugen der Auferstehung ähnlich. Die haben sich ängstlich versteckt, bis Jesus Christus sie in ihrem eigenen Haus wieder aufgesucht und mit den Worten begrüßt hat: „Friede sei mit euch!“. Wir bleiben aus anderen Gründen in unseren Häusern. Wir sind traurig und bedauern, dass Kirchen geschlossen bleiben, aber wir haben kein Selbstmitleid. Wir wollen unter denen gefunden werden, die dazu beitragen, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Wir wollen unter denen gefunden werden, die unser Gesundheitssystem arbeitsfähig halten, damit es Leben retten kann. Wir denken besonders an erkrankte und hoch gefährdete Menschen. Wir denken an die Geschwister in allen Teilen der Welt. Wir denken an die Geflüchteten und Schutz suchenden Menschen. Sie sind der Pandemie stärker ausgeliefert als wir.
Mit Wucht erleben wir die Grenzen des Machbaren. Die globalen Ohnmachtserfahrungen lösen ein neues Nachdenken über die Unverfügbarkeit des Lebens aus. Der Umgang mit dem Unverfügbaren ist christlichem Glauben vertraut. In aller Hilflosigkeit suchen wir Geborgenheit bei Gott und vertrauen der Zusage Jesu: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
Distanz halten zu müssen, macht Kirchengemeinden hoch kreativ, Menschen auf lange vergessene oder nie erprobte Weise nahe zu sein. Wir merken, dass auch der vorübergehende Verzicht auf direkte körperliche Nähe ein Liebesbeweis sein kann. Mehr als sonst sind wir für den Dienst der Unsichtbaren dankbar, den Dienst der Betenden, der Mutmachenden, der helfenden Hände. Wir danken allen, die einander beistehen. Gott segne Sie!
Wir sind dankbar für den Dienst aller Menschen, die unsere Gesellschaft versorgen. Wir sind dankbar für alle neuen Formen von Nachbarschaftshilfe und wechselseitiger Aufmerksamkeit. Das alles wird nach dieser bösen Zeit nicht ungeschehen sein. Wir wünschen uns, dass wir von der Hoffnung dieser Tage länger erzählen werden als von der Angst.
Es steht viel auf dem Spiel: Der Schutz des Lebens, die Würde jedes Menschen, die Freiheitsrechte, der Wohlstand unseres Landes, die berufliche Existenz Vieler, Kultur und Künste. Wir vertrauen darauf, dass in den notwendigen Abwägungen dieser Wochen verantwortliche politische, rechtliche und ethische Entscheidungen gefunden werden. Im Ringen um gute Lösungen werden auch Fehler gemacht. Lasst uns barmherzig miteinander sein.
Wir sind gewiss, dass die Nachricht von der Vergänglichkeit des Todes und von der Unvergänglichkeit der Liebe in der Welt bleibt. Wir lesen von ihr in den Ostererzählungen der Bibel. Oder wir hören von ihr in Internet-Angeboten, in Radio- und Fernsehgottesdiensten. Ostern findet statt.
Der Herr ist auferstanden! – Er ist wahrhaftig auferstanden!
Landesbischof
Ralf Meister
Die Regionalbischöfin und die Regionalbischöfe
Dr. Petra Bahr, Dr. Hans Christian Brandy, Eckhard Gorka, Dr. Detlef Klahr, Dieter Rathing