Geh aus mein Herz ...
Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit…… Ein Lied aus dem Evangelischen Gesangbuch, EG 503. Paul Gerhardt hat es 1653 gedichtet. Vers für Vers wird die Schönheit der Natur besungen: Die Bäume stehen voller Laub…, die Lerche schwingt sich in die Luft…, die Glucke führt ihr Völklein aus…, die Bächlein rauschen in den Sand…, die unverdrossne Bienenschar…, der Weizen wächset mit Gewalt…
Eine fröhliche Melodie vermittelt überschwänglich die Fülle der sommerlichen Pracht. Wunderbare Details werden bejubelt. Was kann einem angesichts all dieser Schönheit denn passieren?
Der Sommer 2020 ist der Sommer des Sehnens nach unbekümmerter Fröhlichkeit. Die Sorge um Corona prägt den Alltag. Steigende Infektionszahlen, verantwortungsloses Gedränge im Supermarkt oder der Partymeile, Tests für Reiserückkehrer, Lockerungen, Einschränkungen, Diskussionen um Verschwörungstheorien… auch hier ließen sich viele Strophen eines Liedes dichten.
Das Lied „Geh aus mein Herz“ hat 15 Strophen. Das heißt nach der Beschreibung der schönen Natur folgt noch was. Gott kommt ins Spiel. Als Schöpfer all dieser natürlichen Schönheit wird ihm gedankt. Der Blick wird geweitet für die Ewigkeit, sie soll ja noch schöner sein als die irdische. Die Sehnsucht danach soll allerdings Auswirkungen auf das tägliche Leben haben: „Hilf mir und segne meinen Geist mit Segen, der vom Himmel fleußt, dass ich dir stetig blühe…, mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir wird ein guter Baum…
Das Lied ist ein inniges Gebet. Das tägliche Leben ist gehalten von Gottes Hand. Ihm werden Freude und Dank sowie Bitten und Sehnsucht anvertraut. Dem Ewigen. Der alles Leben kennt. Wachsen und Gedeihen und Kranksein und Sterben.
Corona erschüttert das uns in unseren Lebenszusammenhängen eigen gewordene Bewusstsein von einem gesicherten Leben. Es kann bedroht werden, es kann zu Ende gehen, es ist immer eine begrenzte, oft einfach sehr schöne Zeit.
Diese Zeit gilt es gut zu leben.
Gutes Leben geht über materiellen Wohlstand hinaus. Die Freude an Gesundheit gehört dazu, befreites Denken und ein gutes Miteinander. Letzteres vor allem dann, wenn ich mir der Zerbrechlichkeit meines Lebens bewusst bin. Dann ist es gut auf die Hilfe anderer vertrauen zu können.
Trotz aller Einschränkungen, die uns dieser Sommer 2020 bringt, wünsche ich Ihnen erfüllte Tage und das Vertrauen zu Gott, der es gut mit uns meint. Fühlen wir uns so, wie wir sind, als schöne Blumen in seinem Garten,
Ihre Susanne Wendorf-von Blumröder,
Superintendentin