Suche Frieden und jage ihm nach! (Psalm 34,15)
Mit Jahreslosungen ist das so eine Sache, entweder kann ich sofort etwas damit anfangen oder ich bin im ersten Moment enttäuscht. Es steckt ein bisschen Aberglaube dahinter: Ich denke, ich muss von einer Jahreslosung begeistert sein, damit es ein gutes Jahr wird.
Die Jahreslosung für 2019 scheint auf den ersten Blick nichts für Küstenbewohner zu sein. Sie scheint eher auf Jäger zugeschnitten. Ich kann mit Jagen nichts anfangen. Ich würde nie Jagd auf ein Tier machen.
Warum jagen Jäger eigentlich? Ich habe gelesen, dass Jäger diese Frage nicht mögen. Sie denken dann immer, dass sie sich rechtfertigen müssen. Und dann bin ich auf Sätze gestoßen, über die ich immer noch nachdenke: Menschen waren doch immer Jäger, in ganz früher Zeit haben Menschen gejagt und gesammelt.
Und auf einmal sehe ich die Jahreslosung mit ganz anderen Augen. Könnte es darum gehen? Das zu tun, was Menschen immer getan haben? Einfach Mensch sein zu wollen? Einfach Mensch zu sein und gerade dadurch etwas Gutes zu tun?
Ich finde das so einen schönen Gedanken, dass wir Menschen uns einfach Menschen sein lassen und dadurch etwas Gutes tun. Und das heißt auch: Frieden können wir mit allem schaffen, mit jeder Kleinigkeit. Und: Frieden ist eine Lebenseinstellung.
Dazu passt, dass das hebräische Wort für Frieden auch ein Gruß ist. So, wie wir "Hallo" oder "Moin" sagen, so sagt man auf Hebräisch "Frieden". Das erste Wort einem anderen Menschen gegenüber bringt immer den Wunsch nach Frieden zum Ausdruck.
Und außerdem steckt in dem hebräischen Wort für Frieden noch viel mehr drin: Frieden meint, dass wir in einem Zustand sind, der uns guttut. Also, dass sozial alles im Gleichgewicht ist, ist ein Bestandteil davon. Und Frieden bedeutet auch, dass es uns geistig und körperlich gut geht. Wenn wir gesund sind, wenn wir nicht zu viel Stress haben oder wenn wir viel Stress haben, aber gut damit umgehen können, dann ist das Frieden. Und dabei geht es nie nur um einen einzigen Menschen. Mit dem einzelnen fängt es an, aber echter Frieden ist es nur, wenn es allen gutgeht.
Und auch Gott steckt in dem Wort für Frieden mit drin. Sonst wäre das ja auch eine sehr seltsame Jahreslosung. Gott ist da, aber er ist auch nicht da, er muss immer gesucht werden. Und es ist so wichtig, dass er da ist, denn nur dann kann es allen gutgehen.
Und jetzt bin ich von der Jahreslosung begeistert. Also: Alles fängt mit einem Gruß an. Schauen wir mal, wie wir 2019 am besten begrüßen. Vielleicht fängt damit ein gutes Jahr an.
Pastor Malte Plath