Eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden (Johannes 16,20)
Auf dem Küchentisch liegt der Brief einer Freundin. Von außen ist dem Briefumschlag nicht anzusehen, welch traurige Zeilen darin aufgeschrieben sind. Schon nach den ersten Sätzen aber wird klar, dass ein Schicksalsschlag die Familie unserer Freundin getroffen hat: Vor wenigen Tagen hat sich ihre 18jährige Patentochter kurz vor dem Abitur das Leben genommen.
Fassungslosigkeit und tiefe Trauer legen sich beim Lesen wie ein düsterer Schleier über das Papier. Was hat diese junge Frau umgetrieben, diesen einsamen Entschluss zu fassen, ihrem noch so jungen Leben ein Ende zu setzen? War es vorauszusehen, hätte irgendjemand das verhindern können, was war das für eine schwere Last, die sie mit sich trug? Wie sollen die Angehörigen, Vater, Mutter, Geschwister und alle, die eine lebendige Verbindung zu diesem Mädchen haben, ohne sie weiterleben?
Auf viele Fragen wird es nie eine Antwort geben. Sie werden uns Tage und Nächte quälen und uns den Schlaf rauben. Durch einen Tränenschleier sieht man in die Welt und wünscht sich so sehr, dass alles nur ein böser Traum ist. Erinnerungen kommen hoch und werden zu einem kostbaren Schatz, der nicht vergehen soll. Die Lücke, die diese Mädchen zurücklässt, lässt sich durch nichts und niemanden schließen, weil sie einzigartig war. Was würden wir dafür geben, dieses schlimme Ereignis ungeschehen zu machen!
„Eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden!“ So heißt der Monatsspruch für April im Johannesevangelium. An Freude ist in tiefer Trauer wohl kaum zu denken. Werden wir je wieder lachen und Spaß haben können angesichts diesen Verlustes? Wie soll das Leben weitergehen, wenn wir einen Menschen so sehr vermissen? Für Trauerarbeit gibt es kein Rezept. Wer tiefe Trauer erlebt hat, kann erzählen, wie Hoffnungslosigkeit und Schmerz sich anfühlt. Und das ist bei jedem und jeder verschieden. Und jeder und jede braucht etwas anderes, um diese Traurigkeit auszuhalten. Wieder Freude im Leben und für das Leben zu empfinden, das geht nicht nach Plan. Es gibt aber etwas, was gut tut in tiefer Trauer: Das sind andere Menschen, die einfach da sind und mit uns weinen, die zuhören und unseren Schmerz aushalten. Und vielleicht auch irgendwann eines Tages wieder mit uns lachen können.
Diakonin Hanna Hagedorn