Bischofsbesuchstage am 7. und 8. Januar 2012 mit dem Landesbischof Ralf Meister
Acht Monate ist Landesbischof Ralf Meiser im Amt, als 24. Kirchenkreis besuchte er nun Bremerhaven. Mindestens genauso viele liegen noch einmal vor ihm. Als goldene Mitte könnte man – rund gerechnet – diesen Besuch hier also bezeichnen. Und das, obwohl es für die Organisatoren ja nicht so leicht war, ein annehmbares Programm auf die Beine zu stellen, so am Anfang eines neues Jahres, wo vieles noch in der Ruhe des Jahreswechsels verharrt. Schließlich aber kamen für alle Beteiligten erfüllte und interessante Stunden, Begegnungen und Gespräche heraus. Nach einer Einstiegsrunde gemeinsam mit der Superintendentin Susanne Wendorf-von Blumröder trafen sich ca. 15 Vertreter aus unseren Kirchengemeinden mit dem Bischof, um ihm aus der Sicht eines Fußgängers die verschiedenen Fassetten unserer Stadt zu zeigen: „Bremerhaven in 90 Minuten“.
Bei Wolken verhangenem Himmel und einem ersten heftigen Schauer ging es vom Weserstrandbad über das Gelände des Deutschen Schifffahrtsmuseums hin zum Deich mit Blick auf die Weser und laufender Deicherhöhung. Dann schnell ins Trockene in den Bremerhavener „Süden“, kurze Stippvisite im Mediteraneo, vorbei am Klimahaus, über die Glasbrücke und das Columbus-Center, wo überall viele Menschen unterwegs waren, zur Großen Kirche. Mittlerweile hatte der Regen weitgehend nachgelassen, ebenso wurden aber auf unserem Gang hinaus aus Bremerhavens Mitte Richtung Lehe auch die Straßen zunehmend leerer. Nun führte unser Weg vorbei an der katholischen Kirche und Schule und an der methodistischen Kirche. Wir streiften die Kreuzkirche und das St. Joseph Hospital und gingen weiter Richtung Moschee und schließlich durch die Goethestraße zum Michaeliszentrum, wo wir uns bei Kaffee und Tee gut aufwärmen konnten. Viele Gespräche mit wechselnden Gesprächspartnern, viele Informationen über die Verschiedenheit der Stadtteile, Bevölkerungsschichten, soziale und kulturelle Unterschiede und daraus resultierende Probleme, Grenzen aber auch Chancen kirchlicher und diakonischer Arbeit, wie Initiativen gegen Armut, Bildungsnotstand, Vereinsamung begleiteten den Bischof auf diesem Weg, der natürlich nur ein Ausschnitt unseres gesamten Kirchenkreises widerspiegeln konnte.
Nicht nur deshalb schloss sich ergänzend der Besuch der Seemannsmission „Welcome“ und eine kleine Hafenrundfahrt mit Pastor Gerke an. Und schließlich erwarteten etwa 70 Haupt- und Ehrenamtliche Herrn Ralf Meister zum „Talk mit dem Bischof“ in der Johanneskirchengemeinde. Es wurde ein interessanter Abend mit einem tollen kulturellen Einstieg durch die „Fünf Zylinder“ und fürsorglicher kulinarischer Versorgung durch die Gemeinde. Und wenn man nun versuchen möchte, das Resümee des Landesbischofs auf seinen ersten Besuch in Bremerhaven wiederzugeben, verbunden mit einigen wichtigen Gedanken aus dem Gespräch des Samstagabend, dann vielleicht so, ohne natürlich Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu können: Bremerhaven ist eine Stadt, die in Bewegung ist und wo die Bereitschaft zur Veränderung Lebensader sein und bleiben wird, eben auch für die Kirche und alle kirchlichen Einrichtungen, zumal die Präsens der Kirche diese Stadt, zumindest auf den ersten Blick nicht so prägt und prägen kann, wie Kirche auf dem Land oder in Städten des Mittelalters. Bereits die Silhouette der Stadt spiegelt das wieder, die nicht schon von weit her sichtbar mit Kirchtürmen grüßt. Und der Bischof erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass selbst die „Große Kirche“ letztendlich aus bestimmten Perspektiven zwischen den beiden Hochhäusern des Columbus-Centers doch klein wirken kann. Umso wichtiger findet er, nicht stehen zu bleiben, nicht am Bestehenden allein festzuhalten, sondern immer wieder loszugehen, den Dialog zu suchen, in einer „Stadt in Bewegung“ immer auch „Kirche in Bewegung zu sein“. Und, wer nicht im Hafen war, kann den Pulsschlag dieser Stadt, kann Bremerhaven letztendlich nicht wirklich verstehen. Dies und vieles andere an diesem Tag und Abend mündete schließlich ein in den wichtigen, Mut machenden und tröstlichen Gedanken zugleich, dass wir uns bei all unseren Erfolgen und Misserfolgen immer wieder daran erinnern sollten: Alles, was jetzt ist – unsere Berufsbilder, die kirchlichen Institutionen und Ämter und wie auch immer sich Kirche darstellen mag – all das ist nicht das Letzte. Darauf gehen wir noch immer zu, darauf warten und hoffen wir. Und genau das kann uns immer wieder auch im rechten Maß Kraft, Mut und nicht minder Gelassenheit schenken.
Beate Kopf, Pastorin und Öffentlichkeitsbeauftragte