Am Montag, den 16. Februar 2015, um 18 Uhr vor der großen Kirche trifft sich zu einer gemeinsamen Kundgebung das neu gegründete Bündnis für Toleranz und gegen Fremdenhass.
Am 30.1. hatte Oberbürgermeister Melf Grantz zu diesem Bündnis aufgerufen. Diesem Aufruf sind fast alle Institutionen in Bremerhaven gefolgt, auch wir als Kirchengemeinden und als Kirchenkreis. Gemeinsam mit unseren muslimischen Mitbürgern, mit Gewerkschaften, Schulen, Theater, Parteien, Vereinen und Verbänden rufen wir alle Bremerhavenerinnen und Bremerhavener auf, mit bei dieser Kundgebung dabei zu sein.
Zu dieser Zeit wollte ursprünglich Pegida aufmarschieren. Dazu ist es nicht gekommen. Wir wollen nun allen zeigen, dass wir hier in Bremerhaven zusammen stehen gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz und für die Flüchtlinge und die Glaubens- und Meinungsfreiheit.
Nun ist es gerade an uns Christinnen und Christen, den Platz vor der großen Kirche zu füllen, gemeinsam mit allen anderen Bewohnern dieser Stadt. Geben Sie das weiter in Schulen, Verbänden und Gemeinden! Und kommen Sie selbst als Zeichen für Toleranz und für Xenophilie (gegen Fremndenhass).
Der vollständigen Text des Bündnisses:
Aufruf: Für eine demokratische und tolerante Gesellschaft — Bremerhaven ist und bleibt weltoffen!
Bremerhaven ist eine weltoffene Seestadt mit internationalen Verbindungen und unsere Stadt ist weltweit angesehen. Diese Weltoffenheit leben wir und kämpfen deshalb entschieden gegen antisemitische, islamfeindliche und fremdenfeindliche Tendenzen und Parolen in unserer Gesellschaft. Dafür müssen wir weiterhin in Bremerhaven ohne Vorbehalte und Ängste aufeinander zugehen, miteinander reden, einander zuhören und gemeinsam nach Lösungen suchen. Wir setzen auf ein friedliches Miteinander aller Menschen in unserer Stadt und bieten deshalb intensiv den Dialog zwischen allen Kulturen, Religionen und Weltanschauungen an.
In Bremerhaven leben rund 114.000 Menschen. Manche sind. hier geboren und aufgewachsen, andere irgendwann hergezogen. Viele haben einen Migrationshintergrund. Damit kommen die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt aus allen Teilen Deutschlands und der Welt. Viele haben unterschiedliche kulturelle Vorstellungen, Interessen, Weltbilder, Träume, Lebensplanungen und Vorstellungen vom Leben, von der Partnerschaft und der Familie. Sie sind konfessionslos, christlich, muslimisch, jüdisch oder eines anderen Glaubens. Damit sind wir alle verschieden und haben doch eines gemeinsam - wir sind Menschen. Menschen mit dem gleichen, unveräußerlichen Recht auf ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit, ohne dabei andere in ihrer Freiheit zu beschränken.
Es ist eine bekannte Tatsache, dass Deutschland Zuwanderung braucht, um auch in Zukunft genügend Einwohner zu haben, gesellschaftlich zu funktionieren, wirtschaftlich leistungsfähig zu sein, die Rente zu sichern. Auch Bremerhaven braucht Zuwanderung. Gerade eine so stark mit dem Welthandel verbundene Hafenstadt wie Bremerhaven muss weltoffen und tolerant sein und bleiben. Zuwanderung ist eine Bereicherung. Sie bringt neue Menschen, neues Wissen, frische Ideen, Arbeitskraft und wirtschaftliche Dynamik in die Stadt.
Derzeit suchen Menschen in Deutschland Schutz vor Krieg, Verfolgung, Elend und Terror -auch in Bremerhaven. Ihre Aufnahme und Integration ist eine Verpflichtung, die sich aus der deutschen Geschichte und der UN-Flüchtlingskonvention ableitet. Sie ist für uns auch ein selbstverständliches Gebot der Humanität. Wer aus seiner Heimat flieht, hat gute Gründe.
Wir setzen auf Integration von Anfang an, wenn es darum geht, Flüchtlinge aufzunehmen, die auf absehbare Zeit oder für immer in Deutschland bleiben werden. Natürlich ist es eine Herausforderung für jede Stadtgesellschaft, eine große Zahl von Flüchtlingen und Zuwanderern aufzunehmen, ihnen das Ankommen zu erleichtern und eine Lebensperspektive zu geben. Integration ist kein Selbstläufer, Integration bedeutet Anstrengung von allen. In Bremerhaven sorgen bereits viele Bürgerinnen und Bürgern in den Stadtteilen mit ihrem Engagement dafür, dass das Wort "Willkommenskultur" keine leere Worthülse ist. Wir rufen alle Bremerhavenerinnen und Bremerhavener auf, diesen vielen positiven Beispielen zu folgen.