Philipper 2,11
„Und alle Zungen sollen bekennen, dass Jesus Christus der Herr sei zur Ehre unseres Gottes“
Eigentlich sprach nichts dafür, dass es einmal so werden würde. Sie waren nur wenige, ein paar Frauen und Männer, die sich in dieser Stadt trafen, ein paar Familien in anderen Städten, alle weit voneinander entfernt. Dazwischen waren ein paar Reisende. Sie kamen immer wieder zu Besuch, und in der Zwischenzeit schrieben sie Briefe. Währenddessen bekannten sich die Massen bei großen Feiern in den Stadien zum Kaiser und riefen Heil auf seinen Namen. Und wer etwas werden wollte tat ebenso gut daran, sich mit den sichtbaren Herrschern zu arrangieren. Warum sollte sich daran etwas ändern?
„Und alle Zungen sollen bekennen, dass Jesus Christus der Herr sei zur Ehre unseres Gottes“, schrieb Paulus in dieser Zeit an die Gemeinde in Philippi. Nicht der nahezu fast allmächtige Kaiser, nicht das römische Recht verdienen Anbetung, sondern Jesus Christus, zu dem sich gerade mal ein paar Hundert Menschen bekannten. Gegen den Augenschein stellte er eine Vision, die sich ganz und gar nicht mit der Gegenwart deckte.
Heute, knapp 2000 Jahre danach, ist der christliche Glaube weltweit vertreten. Er hat die Entwicklung von Kulturen und ganzen Kontinenten geprägt. Aus den Wenigen zu Paulus Zeiten sind Konfessionen, weltweite Kirchen und kleine lokale Gruppen entstanden, die in unterschiedlicher Weise ihren Glauben leben. Eine römisch katholische Messe unterscheidet sich doch sehr von einem Gospelgottesdienst in der Black Baptist Church in den USA. Und doch geht es um den einen Gott. Und trotzdem sind wir noch fern von dieser Vision. Die Regeln des Marktes sind andere als die, die Jesus gelehrt hat. Religion ist für viele zur individuellen Privatsache geworden und in den Kirchen geht es manchmal wenig begeisternd zu.
Was hält uns dann fest an dieser Vision? Vielleicht dasselbe wie Paulus. Bevor er sie niederschrieb, sang er von Gott, der sich nicht zu schade war, ein Mensch zu werden; der weder mit Geld noch mit Macht überzeugen, sondern von Mensch zu Mensch das Herz gewinnen will. Er ermutigt uns, denselben Weg zu gehen; andere Menschen zu erreichen durch das, was wir tun, durch das Beispiel, das wir geben, durch die Art, wie wir den Alltag und den Glauben teilen. Wir können damit viel in unserer Umgebung erreichen. Dass es einmal alle Menschen sein werden, die ihn damit bekennen. Das ist nicht unsere Sorge, dafür wird er Sorge tragen.
Werner Gerke, Seemannspastor