Es gibt nichts Gutes - außer man tut es!
Neulich haben wir die Geschichte von Beppo* im Kindergottesdienst erzählt:
Beppo ist 8 Jahre alt und wohnt in Italien. Er hat eine große Familie. Bald bekommt seine Mutter ein Baby. Darauf freut sich Beppo. Aber er macht sich Sorgen. Wo soll das Baby schlafen? Das Geld reicht nicht für ein Kinderbett. Was soll er tun?
Beppo hat eine Idee. Er schreibt heimlich einen Brief:
«Lieber Gott, in ein paar Wochen bekomme ich einen kleinen Bruder. Wir sind sechs Kinder, und meine Eltern haben wenig Geld. Wir schlafen zu dritt in einem Bett, weil wir nicht genug Bettzeug haben. Bitte, lieber Gott, mach doch, dass ich dem kleinen Bruder einen Strohsack mit Bettzeug zurechtmachen kann. Es darf ruhig etwas Gebrauchtes sein. Ich wohne in Arcole in Süditalien. Dein Beppo Sala.»
Er bindet den Brief an die Schnur des Luftballons und lässt den Ballon in den Himmel steigen. Beppo wartete voll Spannung. Doch es tut sich nichts.
Am sechsten Tag kommt der Postbote mit einem Paket.
Sein Vater aber beginnt mit dem Postboten zu zanken: „Das Paket kann unmöglich für uns sein!»
Der Postbote schreit zurück: «Du Dummkopf, kannst du nicht lesen? !
Vaters Stimme wird etwas ruhiger:«Ja, da steht unser Name, aber das Paket kommt aus Rovigo und dort kennen wir niemanden. Ich habe nichts bestellt und nehme deshalb auch nichts an! Nimm das Paket wieder mit.»
Jetzt muss Beppo reden: «Papa, so mach das Paket doch auf. Dann werden wir sehen, ob es für uns ist oder nicht. » Zögernd willigt der Vater ein.
Sie öffnen das Paket. Weiß und bunt schimmert es heraus: Windeln, Bettzeug und winzige Kinderkleidchen. Sie sind nicht ganz neu, aber tadellos sauber. Der Junge denkt:
«Ich bin so froh, dass kein Absender auf dem Paket steht, so kann Papa es wenigstens nicht mehr zurückschicken.»
Beppo schleicht leise zum Hügel, wo er vor sechs Tagen den Luftballon zum Himmel geschickt hat und dankt Gott für alles. -
Auf meine Frage, von wem das Paket kommt, antwortet der 8jährige Timo sinngemäß: „Also, das ist doch klar. Gott hat den Wunsch von Beppo gehört. Aber Gott ist im Himmel und von dort kann er ja logisch keine Pakete schicken. Dafür hat Gott seine Helfer. Die haben den Wunschbrief gelesen. Dann haben sie alles eingepackt und das alles zu Post gebracht.“
Gott braucht Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Gott braucht Menschen, die sich um die Anliegen von bedürftigen Menschen kümmern. Das tun große professionelle Sozialeinrichtungen in kommunaler und freier Trägerschaft. Aber das befreit uns nicht davon, selber hinzusehen, zuzuhören und anzupacken, um einander Gutes zu tun.
Erich Kästner drückt es kurz und knapp so aus: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“
Diakonin Hanna Hagedorn
*) nach: Barbara Imgrund, „Beppo“, in: Vorlesebuch Religion B