Im Advent öffnen sich Türen. So machen es die Kinder Tag für Tag bei den Adventskalendern. Im Advent öffnen sich Türen. So singen wir in vielen Advents- und Weihnachtsliedern.
Im Advent öffnen sich Türen. Die größte und entscheidende Tür, die sich öffnet, ist die zwischen Himmel und Erde, Gott und den Menschen. „O Heiland, reiß die Himmel auf“ singen wir, „reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab, wo Schloss und Riegel für.“ (EG 7,1) Im Adventslied ist dies noch menschliche Sehnsucht und Bitte an den Heiland. Im Weihnachtslied steht dann schon die jubelnde Feststellung: „Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis, der Cherub steht nicht mehr dafür.“ (EG 27,6) Die Tür zwischen Himmel und Erde, die sich durch unsere Sünde geschlossen hat, öffnet Gott wieder. Er schickt dafür seinen Sohn in unsere Welt und lässt ihn Mensch werden. Seitdem dürfen wir unter einem geöffnetem Himmel leben. Gottes Liebe hat in Christus alle Türen geöffnet und den Weg zum Himmel frei gemacht.
Im Advent öffnen sich Türen. Ist meines Herzens Tür geöffnet für den, der da kommt? Um diese Frage kreisen mehrere Adventslieder. Am bekanntesten davon: „Macht hoch die Tür“. (EG 1) Als Georg Weissel es 1623 dichtete, meinte er damit auch ein Tor aus Holz, das sich öffnen sollte. In seinem damaligen Wirkungsort, Friedland in Ostpreußen, wo er Schulrektor war, gab es einen Grundbesitzer. Über dessen Gelände führte der Weg einer kleinen Siedlung zur Kirche. Dessen Vater hatte den Dorfbewohnern noch den Durchgang erlaubt. Der Sohn dachte: „was mein ist, ist mein“, und versperrte den Weg durch sein Grundstück. Das zwang die Bewohner der Siedlung zu einem beschwerlichen Umweg zur Kirche. Sie protestierten – und der Rektor Georg Weissel protestierte mit diesem Lied mit gegen das verschlossene Tor auf dem Weg zum Gotteshaus. Aber das Lied „Macht hoch die Tür“ wäre nicht so bekannt, verbände sich mit diesem konkreten Anlass nicht ein tieferes Anliegen. In der 4. Strophe heißt es: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, eu` r Herz zum Tempel zubereit `.“ Nicht nur der Grundbesitzer damals in Ostpreußen hatte das nötig. In der 5. Strophe bittet und bekennt dann der Liederdichter: „Komm. o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzen Tür dir offen ist.“ Manchmal geschieht wohl auch uns so etwas. Vielleicht, als wir im Krankenhaus waren. Vielleicht hatten wir, als wir dorthin kamen, vor allem Angst. Alles schnürte sich uns zu. Die Tür zu einer guten Zukunft schien ganz verschlossen. Die Hoffnung, das Vertrauen auf Gott war vielleicht wie abgeschnitten. Doch vielleicht hat sich etwas gewandelt, als wir angefangen haben, in unserer Not uns an Gott zu wenden. Da hat sich dann vielleicht unsere Herzens Tür geöffnet und wir haben den Draht zu Gott wiedergefunden. Wir haben gebetet – und unser Gebet wurde erhört. Wir sind wieder zu Kräften gekommen. Öfter geschieht das ja, dass das Herz wieder neu offen wird für Gott, gerade wenn es einem schlecht geht. Und gerade in der lieblichen Advents- und Weihnachtszeit mit dem Gottessohn in der Krippe öffnen sich mehr Herzen als sonst. Öffnen sich Herzen wohl dafür, dass Gott es gut mit uns meint, dass er uns lieb hat und dass er uns helfen kann und wird.
Im Advent öffnen sich Türen. Neben den Türen zwischen Himmel und Erde und Mauern zwischen Menschen im persönlichen Miteinander gibt es auch gesellschaftliche Schranken. So wie bei dem ostpreußischen Grundbesitzer, dessen Ichbezogenheit Georg Weissel zu „Macht hoch die Tür“ inspirierte. Da gibt es Angst vor Umbrüchen und Krisen, Angst vor Veränderungen. In dem weihnachtlichen Zuspruch der Engel „Friede auf Erden“ klingt die Hoffnung an, dass bei Gottes Türöffnung im Advent nicht nur der einzelne Mensch im Blick ist. Gott liegt auch die Erde, die Menschheit am Herzen! Bei den sich öffnenden Türen geht es auch darum, dass unsere Welt nicht vor die Hunde geht, sondern eine gute Zukunft hat. Auf der einen Seite sind dabei die Verantwortlichen und jeder Bürger an seinem Platze dazu aufgerufen, das Ihre dazu zu tun, dass es mit unserer Welt nicht bergab geht. Auf der anderen Seite dürfen wir – manchen Schreckensmeldungen zum Trotz – darauf vertrauen, dass der unsere Welt in seiner Hand hält, der uns in Jesus Christus seine Liebe zeigt. Er ist offen für unsere Gebete auch im Blick auf den „Frieden auf Erden“. Und er fügt die Dinge auch hier auf geheimnisvolle Weise so, dass doch immer wieder die Hoffnung die Oberhand behält.
Im Advent öffnen sich Türen. Gottes Sohn schließt das verschlossene Tor zwischen Himmel und Erde auf. Er öffnet auch unsere Herzenstür. Jesu Geist bringt uns auch dem Frieden auf Erden ein Stück näher. Im Advent öffnen sich Türen, denn Christus kommt. Gott sei Dank. Amen.
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